Entstehung einer Wochenbettdepression – Schwierigkeiten im ersten Babyjahr
Die meisten Frauen haben über die Zeit im Wochenbett hinaus Mühe, in den Alltag als Mutter hineinzufinden. Im Folgenden finden sich häufige Konstellationen, die das erste Babyjahr erschweren und durch die sich Frauen entmutigt fühlen können.
Das Gefühl, unvorbereitet zu sein
In unseren westlichen Kulturkreisen lernen Frauen das Muttersein häufig allein und auf sich gestellt, ohne Erfahrung und angemessene Unterstützung. Dies kann zu Überforderungs- und Hilflosigkeitsgefühlen führen. Viele Frauen fühlen sich mit dem Eintritt in das Muttersein wie in einem Paralleluniversum. Als hätten sie die Gesellschaft verlassen, in der sie sich vorher bewegten. Trotz Geburtsvorbereitungskursen, Erfahrungsberichten und Lektüre werden die meisten Frauen nach der Geburt von der Realität überwältigt.
Das Gefühl, überverantwortlich & ständig verfügbar sein zu müssen
Ein Baby kann das Selbstbewusstsein einer Frau von Grund auf erschüttern. Gerade das erste Babyjahr, in dem alles neu und zwischen Mutter und Kind noch nicht eingespielt ist, ist eine große Herausforderung für jede Mutter. Viele Frauen bekommen in den ersten Monaten Anflüge von Panik, wenn Sie sich der Verantwortung bewusst werden, die ein Kind mit sich bringt. Sie sind es nicht gewohnt, rund um die Uhr eine derartige Verantwortung zu tragen, an Selbstbestimmung zu verlieren und augenblicklich auf Abruf zu stehen. Meist tun sie dies allein, ohne Unterstützung einer Großfamilie oder der Präsenz des Partners.
Mütter bürden sich häufig die gesamte Verantwortung auf. Sie haben Angst, die Anforderungen nicht erfüllen zu können, zu versagen und Schuld zu sein. Einige Mütter berichten insbesondere in der Anfangszeit von dem Gefühl, die Kontrolle über die Situation und das eigene Leben verloren zu haben.
Das Gefühl von Unverständnis
Nicht selten entstehen Gefühle der Isolation und Verlorenheit bei jungen Müttern auch durch das Unverständnis ihres Umfeldes. Den meisten Menschen ist nicht bewusst oder sie haben vergessen, was es bedeutet, sich um ein Baby zu kümmern. Viele Frauen fühlen sich sprachlos, weil sie das, was auf sie in ihrer Mutterrolle einströmt und was sie leisten oder vielmehr nicht zu leisten glauben, oft nicht klar in Worte fassen können. Die inneren Konflikte, in denen sich viele Mütter befinden, sind für das Umfeld von außen oft nicht sichtbar. Zudem ist die Intensität mütterlicher Gefühle für viele Frauen schwer zu formulieren.
Für eine Mutter ist es wiederum nicht immer leicht, die Bedürfnisse ihres Kindes, basierend auf Körpersprache und Schreien, zu erfassen. Gerade am Anfang ist dies ein Prozess, der das Selbstbewusstsein einer Frau stark in Mitleidenschaft ziehen kann. Beispielsweise wenn das Kind viel schreit und keine Ursache erkennbar ist. Babys kommen ohne Gebrauchsanweisung auf die Welt und es gibt zunächst zahlreiche Verständnisschwierigkeiten. Keine Mutter weiß am Anfang ganz sicher, was ihr Baby eigentlich möchte.
Das Gefühl der Übermüdung
Längere ununterbrochene Schlafphasen sind über das erste Babyjahr hinaus nicht die Regel. Schlafentzug kann auf Dauer dazu führen, dass Körper und Geist abgekämpft und erschöpft sind. Viele Mütter empfinden jedoch keinen Stolz aufgrund der Tatsache, dass die Müdigkeit eine Konsequenz daraus ist, sich um ein menschliches Wesen zu kümmern. Sondern sie haben eher das Gefühl, sich für ihre Müdigkeit und die nicht selten daraus resultierende Erschöpfung rechtfertigen und diese in den Griff bekommen zu müssen. Mütter haben das Gefühl, trotz Übermüdung weiter funktionieren zu müssen.
Negative Gefühle gegenüber dem Partner
Auch die meisten Männer haben den Eindruck, dass die Vorbereitung auf das Elternsein im Nachhinein realitätsfern war. Nicht selten tritt das Gefühl auf, das Baby würde einen Keil zwischen die Eltern als Paar treiben. Das ist nicht verwunderlich, wenn klar wird, dass Paare nicht darauf vorbereitet sind, dass aus einer Zweierbeziehung plötzlich eine Dreierbeziehung wird (die Veränderung von der Dreier- zur Viererbeziehung wird von Eltern meist als weniger einschneidend erlebt). Dabei geht die Frau eine enge Bindung mit dem Baby ein, die den Partner erst einmal ausschließt. Die enge Mutter-Kind-Beziehung erleben viele Männer (oft unbewusst) als Zurückweisung. Es kommt zu Verständigungs- und Verständnisproblemen als Paar. Oft sind Mütter irritiert, genervt oder verärgert, weil der Partner die neue Situation nicht zu erfassen und zu verstehen scheint.