Was sind die Ursachen einer Depression in der Schwangerschaft?
Eine untergeordnete Rolle spielen veränderte Hormone. Schwangerschaftshormone können eine Frau zwar phasenweise emotionaler reagieren lassen, als Erklärung für eine Schwangerschaftsdepression reichen sie nach neuestem Forschungsstand allerdings nicht aus.
Schwangerschaftsdepressionen können maßgeblich mit einer so genannten Parentifizierung in der eigenen Kindheit und Jugend zusammenhängen.
Wenn die Frau in ihrer Vergangenheit Erfahrungen damit gemacht hat, früh und in unangemessener Weise für eine oder mehrere Bezugspersonen verantwortlich gewesen zu sein, zum Beispiel für einen Elternteil oder jüngere Geschwister, kann die Schwangerschaft oder auch später die Zeit im Wochenbett nicht nur ein Auslöser für unbewusste damit verbundene Gefühle des Versagens und der Überforderung sein. Sondern ganz entscheidend: Das Gewahrsein über die Notwendigkeit, massiv eigene Wünsche und Bedürfnisse unterdrücken zu müssen, wird reaktiviert.
Denn es geht ja nun wieder darum, sich für einen bedürftigen Menschen verantwortlich zu fühlen und sich selbst, zumindest am Anfang der Säuglingszeit, stark zurückstellen zu müssen. So kann sich erklären, warum keine vollständige Annahme und Freude in Bezug auf die Schwangerschaft entsteht. Unbewusst wird die Verantwortung und Übernahme der Fürsorge abgelehnt, auch wenn ein Kinderwunsch bestand.
Wurden die Erfahrungen der Parentifizierung vor der Schwangerschaft nicht aufgearbeitet, können Gefühle der Ausweglosigkeit, Hilflosigkeit und unterdrückter Wut während der Schwangerschaft entstehen, die gegen sich selbst oder auch unbewusst gegen das Kind gerichtet werden. Körper und Psyche wehren sich in diesem Fall mit den Symptomen einer Depression. Hier ist es wichtig, gezielt die Verknüpfung der Parentifizierung aufzuarbeiten, so dass die negative Übertragung auf die eigene Mutterrolle und das Baby nicht mehr besteht.
Ebenso spielen andere früher gemachte Erfahrungen mit Bindungspersonen eine Rolle. Wenn in der eigenen Familie hohe Anforderungen zum Beispiel in Form eines vermehrten Erwartungs- und Leistungsdrucks herrschten, wenn die eigene Mutter unter psychischen Problemen gelitten hat oder die eigenen Eltern ihre Rolle nicht angemessen erfüllen konnten, können dadurch negative Kindheitserinnerungen aufsteigen und hinderliche Projektionen auf die nun einzunehmende Mutterrolle entstehen. Siehe dazu auch Verletzende Verhaltensweisen von Bezugspersonen.
Auslöser, die eine Schwangerschaftsdepression darüber hinaus begünstigen, können grundsätzlich schlechte Rahmenbedingen sein: Eine instabile Beziehung zum Partner, die mit Verlustängsten gekoppelt sein kann, oder das Gefühl, an einen Partner gebunden zu sein, mit dem man sich das Elternsein nicht vorstellen kann, sowie weitere am Anfang genannte Konstellationen.