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Das weibliche und das männliche Prinzip

Das weibliche und männliche Prinzip | Hypnosetherapie Hamburg

Gesunder Verstand – gesundes Leben – gesunde Umwelt

„Wer sind wir?“, „Was wollen wir wirklich?“ und „Wie wollen wir leben?“.
Wenn wir uns diese Fragen stellen und unseren Verstand beobachten, dann können wir erkennen, dass unser Verstand meist einen Mangel kreiert. Wir denken, nicht genug zu haben oder nicht genug zu sein.

Wenn wir die Regungen unseres Verstandes noch genauer beobachten, können wir feststellen, was der Hintergrund unseres gefühlten Mangels ist. Wir nehmen Gier, Verlangen und Begehren, Zorn, Leid und Verdrießlichkeit, Grausamkeit, Selbstsucht und Egoismus, Eifersucht, Feigheit, Angst und Zweifel, Stolz, materielle Wünsche und verschiedene Sinnesreize in uns wahr.

Das aus dem Ruder gelaufene männliche Machtprinzip

Die Ausrichtung an diesen, wenngleich zutiefst menschlichen Neigungen hat über Jahrtausende hinweg unser Handeln bestimmt und dazu geführt, dass das urmännliche Prinzip – das heißt menschliche Qualitäten wie beispielsweise gerichtete Power, Kontrolle, Zielstrebigkeit und Aktion – außer Balance geraten sind. Dadurch konnte ein System von sozialen Beziehungen, maßgebenden Werten, Normen und Verhaltensmustern entstehen, das zu einem patriarchalem, also männlich dominierten Machtprinzip wurde.

Das urweibliche Prinzip – menschliche Qualitäten wie zum Beispiel Fürsorge, Mitgefühl, Hingabe und Intuition – wurden dadurch unterdrückt, erniedrigt, ausgebeutet und abgewertet.
Die gegenwärtigen Folgen sind ein wettbewerbs- und leistungsorientiertes Profit- und Machtstreben auf ökonomischer, politischer und gesellschaftlicher Ebene, das mit der Ausbeutung und Zerstörung der Natur, der Tiere und persönlicher Ressourcen wie (Arbeits-)Zeit und Energie einhergeht.

All dies führt im Kleinen zu anhaltenden persönlichen Krisen (Erschöpfung, Depression und psychosomatischen Leiden) und im Großen zu globalen Krisen (Kriege, Euro- und Bankenkrise, Klimakrise, Flüchtlingsbewegungen, Ölkrise usw.). Und insgesamt zu einer fortlaufenden Abkehr von unserer Umwelt und von uns selbst. Wir haben die Ehrfurcht und die Demut vor dem Leben verloren und damit unser Gefühl der Verbundenheit zu uns selbst, zu anderen und der Welt.

Möglichkeiten des Wandels – die rechte und die linke Hemisphäre

Viele Menschen teilen die Vision einer gerechteren, achtsameren und umweltfreundlicheren Gesellschaft. Und wer strebt nicht nach dauerhaftem innerem Frieden, Freude, Vertrauen und innerer Führung? Die vollständige Umsetzung und Verkörperung dessen ist sicher eine Utopie. Andererseits müssen wir nach Möglichkeiten fragen, uns dieser neuen Kultur in uns und um uns herum anzunähern.

Jeder Mensch trägt das, was wir als „männliche“ und „weibliche“ Energie definieren als Qualitäten und Fähigkeiten bereits in sich.
Erstaunlich in dieser Hinsicht sind Erforschungen über die Funktion und Wirkungsweise unseres Gehirns. Die Gehirnforscherin Jill B. Taylor beschreibt in ihrem Buch „Mit einem Schlag“ ihre Erfahrungen nach einem Schlaganfall und zeigt, dass unsere beiden Gehirnhälften wie zwei verschiedene „Persönlichkeiten“ mit unterschiedlichen Wertesystemen agieren.

Funktionen der linken und rechten Gehirnhälfte

Die Funktionen ihrer rationalen linken Gehirnhälfte setzten aus und damit die Fähigkeit, klare Gedanken zu haben, Konzepte zu bilden, zu handeln und sich mitzuteilen. Sie geriet in einen Zustand, in dem Sinnesreize (sehen, hören, riechen, schmecken und fühlen) abgeschaltet waren. So beispielsweise auch die Fähigkeit, sich zu fürchten, Recht haben zu wollen oder nach etwas zu streben. Nur noch die rechte Gehirnhälfte arbeitete.

Taylor beschrieb aus persönlicher und wissenschaftlicher Sicht, dass […] sich im Kern des Bewusstseins meiner rechten Hirnhälfte ein Charakter befindet, der direkt mit meinem inneren Frieden verbunden ist, und dem geht es um nichts anderes als um Frieden, Liebe, Freude und Mitgefühl in der Welt. […] Für meine rechte Hirnhälfte sind wir alle Mitglieder einer menschlichen Familie. Sie kümmert sich nicht um künstliche Grenzen wie Rasse oder Religion. […] in meiner rechten Hirnhälfte geht es um den Reichtum des Augenblicks. Sie ist voller Dankbarkeit für mein Leben und die Menschen um mich herum. […] Sie nimmt die Dinge, wie sie sind.“

Ein wesentlicher Weg in diesen Zustand des Loslassens, der inneren Ruhe und der Verbundenheit mit allem zu gelangen und diesen Zustand auch im Alltag Schritt für Schritt aufrechtzuerhalten ist Meditation.

Der Verstand als Diener

In dem Verständnis und der Erkenntnis von uns selbst hat in der Regel unser Verstand, die linke Hemisphäre die Führung. Wir sind identifiziert mit unserem Körper, unseren Gedanken und unseren Gefühlen. Also beispielsweise mit dem, was wir beruflich tun, was wir haben, ob wir Frau oder Mann sind, arm oder reich usw. Wir bewerten, fühlen und handeln auf der Grundlage verschiedenster äußerer individueller und gesellschaftlicher Prägungen, Konditionierungen und Konventionen.

Nun geht es in unserem Leben aber nicht darum, gedankenverloren im Moment zu verweilen, sondern im Augenblick bewusst und wach, also gegenwärtig zu sein. Und sich dann situationsbedingt und unterscheidungsfähig auszurichten an Qualitäten wie Mäßigkeit, Selbstbeherrschung, Vergebung, Freude, Freundlichkeit und Güte, Verständnis, Vertrauen und Mut. Dann wird unser Verstand zum Diener und im Handeln führt unser „wahres Selbst“.

Das „männliche Prinzip“ in uns dient damit dem „weiblichen Prinzip“ in uns. Wir sind im Seelenbewusstsein und wollen nicht mehr schneller, besser, stärker sein, sondern sind freier, authentischer und friedvoller.

Eine innere Ethik

Destruktive Neigungen bleiben natürlich Teil unserer menschlichen Natur. Aber wir können unsere kämpferische Energie wie zum Beispiel Zorn und Wut, unsere Kraft und innere Stärke aus echtem Interesse am Wohl aller Menschen, Lebewesen und der Natur einsetzen. Unser Handeln wird dann bestimmt von einer gefühlten Verbundenheit und daraus resultierender Verantwortung und Fürsorge, anstatt von Profit- und Machtgier, Egoismus und Selbstsucht. So festigen sich Toleranz, Mitgefühl und Achtung im Umgang mit uns selbst und mit allem um uns herum.

Eine innere Ethik, die nichts mit Geboten, Fanatismus, Ideologien, Dogmen oder Religion zu tun hat, kann dadurch entstehen und unsere innere Führung sein. Damit sind wir unabhängig von äußerlich definierten Autoritäten.

Die „neue Frau“ und der „neue Mann“

In unserer westlichen Gesellschaft suchen wir in der Regel in dem Ideal der romantischen Liebe unser Seelenheil. Wir wachsen auf mit einer Musik- und Filmkultur, die ein Bild von Liebe vermarktet, in dem der andere unsere Lücken füllt, uns vervollständigen und glücklich machen kann. Dies erweist sich zwangsläufig als Täuschung und wir werden immer wieder auf uns selbst zurückgeworfen.

In diesem Zusammenhang war der Psychiater C.G. Jung seiner Zeit weit voraus als er erkannte, dass die Frau in der Verliebtheit das unbewusste positive Bild ihres männlichen Anteils (Animus / „innerer Geliebter“) auf den Mann projiziert, während der Mann das unbewusste positive Bild seines weiblichen Anteils (Anima/„innere Geliebte“) auf die Frau projiziert. Entsprechend sind wir verliebt in eine vollständigere Version unseres eigenen Ichs. Der Mensch, den meine Verliebtheit aus dir macht, der könnte ich selbst werden.

Als Beispiel suchen Frauen bewusst oder unbewusst oft nach einem starken, gleichmütigen Mann, der sie hält. Der sie in ihrem Fühlen auffängt und Raum bzw. einen Rahmen bietet, aus dem heraus sie sich entfalten kann. Während der Mann dann durch ihre Liebe Veränderung erfährt. Zu verschiedenen Lebensphasen kann das ein unterschiedlicher Typ von Frau oder Mann sein. Verliebtheit und Partnerschaft sind damit eine Gelegenheit, das eigene mentale und seelische Reifungspotential zu sehen, zu fühlen und persönlich daraus zu wachsen.

Auswege aus Geschlechterrollen und Abhängigkeiten

Heute sind Männer und Frauen in ihren Geschlechterrollen irritiert. Als „starke Frauen“ gelten zum Beispiel diejenigen, die sich besonders durchsetzungsstark und rational geben. Männer sind beispielsweise unsicher darin, wie genau ihre männliche Rolle aussehen kann, wenn sie sich nicht nach alten Modellen und Klischees richtet. Hier brauchen wir ohne Zweifel Vorreiter/innen, die mutig andere Versionen und Konzepte zulassen und ausprobieren. Und dabei den Humor über sich selbst nicht verlieren.

Es geht darum, eine gute Balance und Natürlichkeit zu finden. Als Mann und als Frau sowohl die eigenen weiblichen als auch die eigenen männlichen Energiequalitäten zuzulassen, zu integrieren und zu kultivieren.

Aus dieser Philosophie heraus brauchen Frau und Mann einander nicht zwingend. Sie sind dann beide in der Lage, sich selbst zu halten und zu genügen. Aber sie dienen einander gegenseitig als Spiegel, um ihre wahre Natur mehr und mehr zu erkennen und zu verkörpern. Und dort entstehen Wohlwollen, Anziehung und Verbundenheit, die weit über das Ego sowie das Konzept romantischer Liebe oder performanceorientierter Sexualität hinausgehen. Sexualität ist dann Ausdruck der Selbstwahrnehmung und Selbsterfahrung, bei der es um die bewusste Verschmelzung der weiblichen und männlichen Energien geht.

Dauerhafte Wandlung geschieht durch eigene tiefe Erfahrungen, Erkenntnisse und Einsichten, die uns wirklich berühren. Und so ist es möglich, uns jederzeit zu wandeln. Wenn wir das wollen.

„Der Mensch ist ein Teil des Ganzen, das wir Universum nennen – ein in Raum und Zeit begrenzter Teil. Wir erfahren uns, unsere Gedanken und Gefühle als etwas vom Rest Getrenntes – eine Art optischer Täuschung des Bewusstseins. Diese Täuschung ist für uns eine Art Gefängnis, die uns auf unsere persönlichen Wünsche, und auf die Gefühle für die wenigen Personen reduziert, die uns am nächsten sind. Unser Ziel muss es sein, uns aus diesem Gefängnis zu befreien, indem wir den Kreis unserer Nächstenliebe so erweitern, dass er alle lebenden Wesen und das Ganze der Natur in ihrer Schönheit einschließt.“
– Albert Einstein