Jeder Mensch erfährt in seinem Leben individuelle Erfahrungs- und Reifeprozesse, in denen er dazulernt, Vergangenes hinter sich lassen und Schritt für Schritt neue Lebensstufen erklimmen kann. Erfahrene Kränkungen und Verletzungen, die den Menschen in seiner persönlichen Selbstwerdung hindern, können im optimalen Fall innerhalb dieser Lebensphasen auf natürliche Weise integriert und losgelassen werden. Wenn der Mensch bereit ist, Abschied zu nehmen vom Opfersein, von negativen Abhängigkeiten und erlernter Hilflosigkeit, kann er seine vollständige Integrität erreichen. Diese beinhaltet die Fähigkeit zu Intimität, Solidarität und einer gesunden angemessenen Abgrenzung sowie das Bewusstsein über das gegenseitige Angewiesensein der Generationen.
In den Erwachsenenjahren liegt die eigene Entwicklung in der Verantwortung jedes einzelnen Menschen selbst. Sobald wir den Kinder- und Jugendjahren entwachsen sind, stellen die Aufgaben der 6. bis 8. Phase nicht nur eine notwendige, sondern auch eine zu bewältigende Herausforderung des Lebens dar. Vorausgesetzt, die Krisen der vorherigen Lebensphasen wurden überwunden. Die letzten drei Stadien bieten jedoch immer noch immense Möglichkeiten der Selbstheilung, die zu Reife und innerlicher Versöhnung führen kann.
Phase 6: Intimität und Distanzierung gegen Selbstbezogenheit
Worum es geht:
Sich aus alten Abhängigkeiten zu befreien, die Balance zu halten zwischen beruflichen und privaten Aktivitäten, zwischen innigen Beziehungen und einer angemessenen Selbstbezogenheit, auch gut einmal Alleinsein zu können. All dies fällt in die Lebensphase von Studium, Ausbildung und den ersten Berufsjahren. Es ist die Lebensstufe, in der konstante Partnerschaften meist mit dem Wunsch zur Familiengründung eingegangen werden.
In der sechsten Lebensphase kann wieder eine natürliche weitgehende Heilung erfahrener Wunden stattfinden. Viele innere und äußere Konflikte aus der Pubertät können hier zur Ruhe kommen.
Was schiefgehen kann, Konsequenzen und Herausforderungen:
Um diese Etappe zu meistern, braucht es eine sichere Identität („Ich weiß, wer ich bin und ich weiß, was ich kann.“), die dazu führt, sich nicht im anderen zu verlieren und sich selbst immer wiederzufinden. Ebenso das Vertrauen in menschliche Bindungen und einen angemessenen Umgang mit den eigenen Egostrukturen.
Wenn jedoch die neuen Aufgaben als Last empfunden werden und sich der Mensch ihnen entzieht, kann dies zur sozialen Isolierung, auch zur individuellen Isolierung führen. Außerhalb der Gemeinschaft lassen sich keine echten intimen Beziehungen zu anderen herstellen. Gemeinschaft bezieht sich hier auch auf die kleinste Einheit der Paarbeziehung und weitere zwischenmenschliche Kontakte.
Phase 7: Generativität gegen Stagnierung
Worum es geht:
Produktivität, Kreativität, die Reflexion des eigenen Fühlens, Denkens und Handelns sowie die weitgehende Kontrolle darüber sind Eigenschaften des reifen Erwachsenen, der seinen Platz im Leben einnimmt. Der sich inmitten äußerer Veränderungen immer wieder sicher verankert. Sowohl in sich selbst als auch in der sozialen Gemeinschaft.
Die Fürsorge, die gleichzeitig mit der Selbstfürsorge einhergeht, ist ein zentrales Thema dieser Lebensetappe und führt zur Heilung vielfältiger psychischer Wunden. Und so ist die Fähigkeit und Freude des Gebens – den eigenen Kindern, dem Partner, guten Freunden, der Gemeinschaft – ohne zwangsläufig etwas dafür zurückzuverlangen oder sich ausgenutzt zu fühlen – ein Hauptelement im Stadium des reifen Erwachsenen.
Diese Phase ist eine Zeit für Versöhnung, innerlich und äußerlich, für aktives positives Handeln. Für die Gestaltung des eigenen Lebens in lebenswerter und sinnvoller Weise.
Und so braucht es vor allem eines: Geduld.
Jeder Mensch kennt die Gefühle, die sich in dieser Lebensetappe immer wieder und zwangsläufig ergeben und weiß um konstruktive Bewältigungsstrategien. Sei es durch das Hineinwachsen in die Mutter- oder Vaterrolle und Elternschaft, sei es durch berufliche, persönliche oder spirituelle Weiterentwicklungen oder eheliche Herausforderungen.
Was schiefgehen kann, Konsequenzen und Herausforderungen:
Viele Menschen können die Fähigkeit des Gebens nicht bewusst und mit Hingabe ausleben. Zum Beispiel weil sie selbst oder ihre Taten in ihrer Kindheit von den Eltern oder anderen Bezugspersonen auf verschiedenste Weise abgewertet, ausgenutzt oder missbraucht wurden. Daraus resultierend kann sich beispielsweise das sogenannte Helfersyndrom entwickeln, bei dem Menschen nicht um ihrer selbst willen geben, sondern weil sie auf unbewusster Ebene etwas zurückbekommen möchten und um nicht alleingelassen zu werden („Ich helfe dir, also bleibst du bei mir.“). Die Beziehung zum anderen erscheint dann für den Helfer sicherer und erschwinglicher.
Nicht selten geht diese Art des Gebens mit einer gewissen Überheblichkeit, Arroganz, Belehrung oder Besserwisserei einher, die dem Gegenüber die so stark geforderte Fähigkeit zur Selbstrealisierung tatsächlich abspricht und ihn dadurch abwertet.
Und so kann gleichzeitig auch das übermäßige und überhöhte Appellieren an die Selbstverantwortung anderer, das sich raus ziehen und abkehren von eigener Verantwortung und der Fürsorge für andere eine Konsequenz sein. Dies geht zum Nachteil des Menschen. Denn wird die Fähigkeit zum Geben nicht in ihrer reinen und authentischen Form ausgelebt, kommt es meist zur Stagnation und Fixierung. Letztlich zu dem Gefühl, dass das Leben dem Menschen etwas schuldig geblieben wäre.
Phase 8: Integrität gegen Verzweiflung und Ekel
Worum es geht:
Akzeptanz und Annahme stellt sich ein. Für die eigene Person, die Eigenarten des Lebens, für die persönlichen Schwächen und die Schwächen anderer, für begangene Fehler und die Versäumnisse auf den vorherigen Etappen. Es war, wie es war und der Mensch ist geworden, wie er ist, weil er seine Gründe dafür hatte und selbst die Verantwortung dafür übernimmt.
Ich-Integrität beinhaltet den versöhnlichen Blick zurück, auf das, was auf dem gesamten Lebensweg passiert ist. Sie ist frei von dem Wunsch, die Dinge oder Menschen sollten anders gewesen sein.
Und die Zeit für die großen Veränderungen ist vorüber. So können sich in der letzten Entwicklungsstufe alle positiven und wertvollen Elemente der vergangenen Phasen vereinen. Das Gefühl der Reife und Ruhe kehrt ein.
Was schiefgehen kann, Konsequenzen und Herausforderungen:
Findet diese Versöhnung, die Akzeptanz und Annahme dessen was war und ist, nicht statt, wird dies bei alten Menschen häufig mit übertriebenem Aktivismus überspielt. Dabei wird jedoch deutlich, dass Körper, Geist und Seele nicht damit in Übereinstimmung gehen, was zur Verzweiflung führen kann. Diese Verzweiflung versteckt sich jedoch meist hinter Ekel, Kritiksucht, Lebensüberdruss oder Selbstverachtung.
Eines ist jedoch sicher: So lange wir am Leben sind, haben wir die Zeit und die Möglichkeit der inneren Entwicklung, der Heilung und der Versöhnung mit der eigenen Geschichte. Im Loslassen dessen, was uns in unserer Selbstwerdung zu einem gesunden und freien Menschen begrenzt und behindert, und durch die Integration vergangener Verletzungen und Kränkungen können wir in jeder Lebensetappe erspüren und nachnähren, was gebraucht wird.
Nicht immer reicht das Älterwerden aus, um frühere Verletzungen zu überwinden und dabei die eigene Entwicklung zu korrigieren. Dies hindert daran, das Leben so zu gestalten, wie wir es uns eigentlich wünschen. Dann braucht es Hilfe von außen.
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