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Wie versöhnt man sich? –Stufen der Versöhnung

Wie versöhnt man sich | Hypnose Hamburg

Versöhnung ist in erster Linie ein inneres Gefühl, das sich nicht nach einem spezifischen Stufenprogramm richtet, sondern sich nur individuell im Zuge des persönlichen Prozesses einstellen kann. Diese Entwicklung braucht mitunter viel Zeit und kann sich bei schweren Konflikten über Jahre hinziehen.

Es gibt verschiedene Aspekte, die Teil des Weges zur Versöhnung sind und in ihrer Zeit durchlaufen werden, um zu dem Gefühl ehrlicher und authentischer Versöhnlichkeit zu gelangen. Die folgenden Stufen bauen nicht linear aufeinander auf, sondern bedingen sich gegenseitig. Sie verlaufen mal in kleinen Schritten und mal in Quantensprüngen.

Stufe 1: Sich auf die Gefühle einlassen – Zeit für Rückzug und innere Einkehr

Ein erster wesentlicher Schritt ist, sich die eigenen Gefühle einzugestehen und sich selbst die Erlaubnis zu geben, wahrzunehmen was da ist. Meist ist das ein Mix aus Gefühlen von Ärger oder Wut, hinter der sich auf tieferer Ebene Trauer und Enttäuschung verbergen. Aber auch Ängste, Schuld- oder Schamgefühle, Zweifel und Unsicherheiten begleiten den Versöhnungsprozess.

Es geht im ersten Schritt darum, jedes Gefühl anzunehmen und zu akzeptieren. Enttäuschung, Wut und Trauer erst einmal da sein zu lassen. Sich Zeiträume zu nehmen, sie zu spüren und sich dann wieder bewusst aus dem Gefühl zu distanzieren. Um nicht in negativen Gefühlen zu verharren, ist es wichtig, den Fokus auf etwas Positives zu richten und sich mit Menschen zu umgeben oder Tätigkeiten nachzugehen, die einem gut tun.

Stufe 2: Worum geht es mir wirklich?

Welche Verhaltensweisen des anderen haben diese Gefühle konkret ausgelöst? Was hat verhindert, frühzeitig passende Grenzen zu setzen, sich selbst in angemessener Form zu behaupten oder sich zu distanzieren?   
In der Regel ist das nicht das eine spezifische Ereignis, sondern eine Konstellation aus Verletzungen und Kränkungen sowie Missverständnissen und begangenen Fehlern.

Die Wurzeln dessen liegt meist weiter in der Vergangenheit. Die persönliche Bewertung der Ereignisse hängt oft mit alten persönlichen Prägungen, eigenen Erwartungen und inneren Konzepten zusammen. Sich in diesem Zuge über die eigenen negativen Glaubenssätze bewusst zu werden und deren Ursachen zu erkennen und zu verarbeiten, kann an dieser Stelle hilfreich sein.

Die Beantwortung dieser Fragen und die nachhaltige Heilung alter Verletzungen ist komplex und allein durch intellektuelles Verstehen oft nicht zu bewerkstelligen. Hierbei unterstützen Methoden, die nicht nur mit der rationalen Ebene, sondern primär mit dem Unterbewusstsein und damit direkt an der Gefühlsebene arbeiten. Eine Möglichkeit dazu bietet zum Beispiel Hypnose.  

Stufe 3: Perspektivwechsel vornehmen

Warum hat der andere auf eine bestimmte Art und Weise gehandelt? Welche Hintergründe könnten seine Verhaltensweisen hervorgerufen haben?  Um diese Fragen beantworten zu können, braucht es ein gesundes Maß an Empathie und Einfühlungsvermögen.

Einigen Menschen fällt es schwer, Perspektivwechsel vorzunehmen und ein Stück weit in die Haut des anderen zu schlüpfen. Daher haben sie zum Teil große Schwierigkeiten, Trennungen, Streitigkeiten oder Kontaktabbrüche gefühlsmäßig und kognitiv zu erfassen und in Zusammenhang zu bringen.

In Auseinandersetzungen und Streitigkeiten spielt die Geschichte jedes einzelnen eine nicht unerhebliche Rolle. Die meisten Menschen handeln in der Regel aus automatisierten und festgefahrenen Gefühls- und Verhaltensmustern.

Fühlt sich ein Mensch in seinem Selbstwert aufgrund verschiedener Auslöser bedroht, die ihm selbst nicht immer bewusst sind, reagiert er mit individuellen Abwehrstrategien. Sie dienen dazu, eigene negative Gefühle nicht zu spüren und die Auseinandersetzung mit persönlichen Schattenseiten zu vermeiden. Oft sind es diese Abwehrmaßnahmen, welche die Verletzungen und Kränkungen des jeweils anderen verursachen.

Eine gewisse Klarheit über mögliche Hintergründe zu gewinnen, lässt Mitgefühl für den anderen entstehen. Fehl am Platz ist hier ein übermäßiger Eifer, dem anderen helfen zu wollen, aus diesen Strategien auszusteigen. Denn das kann jeder Mensch nur selbst tun, in dem er sich mit sich auseinandersetzt und sich die Zeit gibt, persönliche Wunden zu heilen.

Ein drängendes Hinweisen, das Andershabenwollen, Diskutieren oder unangemessene Unterstützung von außen dienen auf tieferer Ebene meist dazu, sich über den anderen zu stellen („Ich kenne deine Probleme, du selbst aber nicht.“), den Kontakt zum anderen „sicher“ zu machen („Wenn du dich in meine Richtung änderst, kann ich nicht mehr verletzt werden bzw. dann ist es bequemer für mich.“) oder den anderen in der Verbindung zu halten („Ich helfe dir, also bleibst du bei mir.“). 

Letztlich geht es darum, den anderen einfach sein zu lassen. So, wie er zum jetzigen Zeitpunkt ist. Und dann zu entscheiden, wie man selbst die Beziehung definiert und wie eng der Kontakt momentan sein kann. In einigen Fällen ist es aber auch nötig, die Beziehung final zu beenden und dabei so wenig verbrannte Erde wie möglich zu hinterlassen.

Stufe 3: Das eigene Zutun erkennen

Es gibt nicht den Täter auf der einen Seite und das Opfer auf der anderen. Emotionen und Verhaltensweisen bedingen sich gegenseitig. So ist man in einer Situation das „Opfer“, in einer anderen der „Täter“ und  wieder andersherum. In jedem Handeln findet sich Dualität und so hat jeder Konflikt immer zwei Seiten. Lesen Sie hierzu auch die Spirale der Kränkung und Verletzung in Partnerschaften.

In diesem Geschehen gibt es keine Schuld. Es gibt Fehler und es gibt Missverständnisse. All das dient dazu, dass wir sie hinterfragen und an ihnen und im besten Fall mit unserem Umfeld gemeinsam wachsen.

Menschen, die in ihrer Opferrolle verharren, geben die Verantwortung für ihr Handeln an andere ab und vermeiden eine ehrliche Reflektion ihrer eigenen Gefühle, Gedanken und Verhaltensweisen.  Für die Versöhnung und insbesondere für sie selbst ist der Opferstatus auf Dauer kontraproduktiv und hemmt vor allem die eigene Weiterentwicklung.

Es ist nötig zu erkennen und sich einzugestehen, was man selbst zu der Situation beigetragen hat. Unser Gegenüber ist auch ein Spiegel, der uns Gefühle und Handlungen offenbart, die wir bei uns selbst verdrängen, abwerten und nicht annehmen wollen. In jeder Form von Kritik steckt auch ein Funken Wahrheit, der mitunter durch die Brille des anderen verdreht und unangemessen ausgedrückt wurde, uns aber im Kern auf wichtige eigene Baustellen hinweisen kann.

Stufe 4: Vergeben und Loslassen

Vergeben und Loslassen heißt aus dem Herzen heraus keine ausgesprochenen oder unausgesprochenen Erwartungen und Ansprüche – auch nicht auf Wiedergutmachung – mehr an den anderen zu stellen. Die Dinge waren eben, wie sie waren.

Vergebung ist nicht nur eine Entscheidung, die getroffen wird. Man kann sich dafür entscheiden, jemandem zu vergeben, aber Groll, Ärger und Trauer bahnen dennoch immer wieder ihren Weg. Das ist ein Anzeichen dafür, dass bestimmte innere Konflikte noch nicht in Lösung gegangen sind und dass bestimmte persönliche Erwartungen und Forderungen noch nicht losgelassen wurden.

Loslassen meint hier nicht wegwerfen, jemanden austauschen oder vergessen. Sondern nicht mehr festzuhalten am Alten. Viele Beziehungen haben ihre Zeit und sind in bestimmten Lebensabschnitten wichtig und stimmig. Und dann kann es für alle Beteiligten nötig sein, loszulassen, damit jeder auf seinem persönlichen Weg ungehindert weitergehen kann. Es handelt sich auch hier um ein Gefühl, dass sich nur mit der Zeit einstellt und keine Forderungen oder stummen Wünsche an den anderen mehr enthält.

Vergebung bedeutet auch, in ehrlicher Form dankbar zu sein für die gemeinsame Zeit, für die Erfahrungen, Entwicklungen und Lehren, die man durch die Verbindung erleben durfte. Und diese lichtvollen Aspekte der Beziehung zu bewahren.

Vergebung beinhaltet nicht, man müsse einräumen, dass die vergangenen Verletzungen „doch nicht so schlimm waren“. Sie bedeutet nicht, Geschehenes gutzuheißen oder zu vergessen. Versöhnungsarbeit bedeutet weder Freispruch von Fehlverhalten noch heißt es, dass die Beziehung zum anderen weitergeführt bzw. wieder aufgenommen werden muss.

Gleichzeitig beinhalten sie die Chance auf eine Neuformierung der Beziehung, wenn beide Parteien dazu bereit sind. Dann sollte derjenige den ersten Schritt machen, der im Versöhnungsprozess weiter vorangeschritten ist, weil er dazu in der Lage ist.

Es braucht Reifung in der eigenen Persönlichkeit und im Gefühl. Wenn echte Vergebung geschieht, fügen sich alle oben genannten Punkte zu einem Ganzen zusammen und ein Gefühl von dauerhaften inneren Frieden und Versöhnung in Bezug auf ein Thema oder eine Person kehren ein.

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