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Emotionaler Kontrollverlust und Bindungsangst

Emotionaler Kontrollverlust und Bindungsangst_Hynosetherapie Hamburg

In einer Bekanntschaft oder innerhalb einer Partnerschaft erleben es Frauen und Männer manchmal immer wieder, fallen gelassen und auf sich selbst zurückgeworfen zu werden. Dies ist meist verbunden mit Ohnmachtsgefühlen und dem Empfinden, die Kontrolle über die eigenen Emotionen zu verlieren. Und weder Macht über die eigenen Gefühle und Gedanken zu haben noch Einfluss auf den weiteren Verlauf der Verbindung nehmen zu können. In diesen ungesunden Beziehungen lassen sich spezifische Phasen feststellen, die sich wie eine Art Teufelskreis wiederholen können.

Die folgenden Stufen laufen nicht immer linear nacheinander ab, sondern können sich abwechseln und überschneiden und sind zeitlich nicht eingrenzbar.

Phase 1: Große Gefühle

Bereits in der Kennenlernphase spüren beide oder einer von beiden eine hohe Anziehungskraft zueinander. Es entsteht der Eindruck, als würde man sich schon ewig kennen. Schnell können sehr leidenschaftliche Gefühle oder Gefühle großer Verliebtheit entstehen.

In diesem Zusammenhang berichten viele Menschen davon, den Eindruck zu haben, als wären sie ihrem passenden Gegenstück begegnet. Etwa aufgrund von ähnlichen Interessen und Gemeinsamkeiten oder weil der eine von seiner Wesensart her beispielsweise eher zurückhaltend, verstandesorientiert und geduldig ist, während der andere seiner Natur entsprechend mehr extrovertiert und gefühlsorientiert ist und dazu neigt, die Dinge voranzutreiben.

Oft herrscht auch eine starke körperliche Anziehung. Auf sexueller Ebene sind berauschende Erfahrungen und Verschmelzungszustände möglich. Denn Sex ermöglicht insbesondere durch die Ausschüttung des Bindungshormons Oxytocin – ein Hormon, das den Orgasmus biochemisch erst möglich macht – Verbundenheitsgefühle. Für einige Menschen mit Bindungsängsten, Männer wie Frauen, ist es tatsächlich nur möglich, sich beim Sex vollständig auf jemanden einzulassen. Die Nähe und Verbundenheit, die sonst gefühlsmäßig nicht hergestellt werden kann, wird dann beim Sex und in den Momenten danach ausgelebt.

Stufe 2: Rückzug

Sobald es beginnt verbindlicher und konkreter zu werden oder nach besonders nahen und intensiven Begegnungen, distanziert sich einer von beiden abrupt. Er/sie ist nicht mehr verfügbar (physisch, emotional, energetisch).

Er/sie hat dann zum Beispiel viel Arbeit oder viel zu tun, muss mehr auf die Freunde achten, braucht mehr Raum oder findet andere Gründe, weshalb der Kontakt nicht beibehalten werden kann. Oder er/sie verstummt ganz und ohne weitere Erklärungen, schaltet ab, geht buchstäblich offline und zieht sich spürbar gefühlsmäßig aus der Verbindung heraus. Der andere ist wie vergessen, plötzlich gleichgültig oder erscheint nicht mehr gut genug.

Diese Verhaltensweisen sind irritierend und kränkend. Denn die Nähe wurde ja davor zugelassen und ein Gefühl von Verbundenheit und Zuneigung zueinander war real spürbar.

Reaktionen auf den Rückzug

Krankenschwester und Helfersyndrom

In der Regel tendieren immer noch eher Frauen daraufhin dazu, den aktiven Part zu übernehmen. Sie beginnen dann, viel für den anderen zu tun und „hinterher zu laufen“.  Frauen berichten in den Therapiesitzungen oft: „Aber er hat mich doch die ganze Nacht im Arm gehalten, er hat mir doch xy versprochen.“ Und in diesem Moment kann dies auch authentisch sein. Die Gefühle können aber nicht aufrechterhalten und gemachte Versprechungen nicht eingehalten werden.

Frauen verfallen daraufhin nicht selten in intensive Fürsorge- und Hilfsbereitschaft für den anderen. Sie bemuttern den Mann und versuchen ihm das eigene Handeln, genauso wie den eigenen Beitrag und die Verantwortung für das Miteinander abzunehmen (Krankenschwester-/Helfersyndrom). Die Gedanken kreisen um ihn und seine Bedürfnisse und Wünsche. Allein oder mit Freundinnen wird sein Verhalten analysiert. Findet sich eine scheinbare Erklärung, entschuldigen und erklären sie das Verhalten immer wieder vor sich selbst und vor anderen.

Oft lassen sie auch den Partner an ihren psychologischen Überlegungen teilhaben und versuchen ihm, zu erklären warum er sich so verhält. Nicht selten stimmt er dann zu. Ob er sein Verhalten ändert, hängt davon ab, ob er an einer persönlichen und partnerschaftlichen Weiterentwicklung tatsächlich interessiert ist.

Steigerung der Attraktivität

Oder es wird auf verschiedenste Art und Weise versucht, die eigene Attraktivität zu steigern, um den anderen wieder näher an sich zu binden. Um gefallen zu wollen, geben sich Frauen dann mitunter vermeintlich wild, frei und unabhängig, besonders intellektuell oder aber mädchenhaft. Je nachdem, welche (meist auch unbewussten) Wünsche sie bei dem Mann auf tieferer Ebene wahrnehmen. Oder Frauen heben in klischeehafter Weise besonders weibliche Attribute hervor und haben eine schnelle Bereitschaft zum Sex oder ausgefallenen sexuellen Handlungen.

Andersherum tendieren Männer dazu, es der Frau recht machen zu wollen und ihre meist überzogenen Wünsche nach Aufmerksamkeit, Anerkennung, Unterstützung und Wertschätzung zu erfüllen. Oder sie verausgaben sich finanziell und in anderer Art und Weise, um der Beziehung gerecht zu werden.

Unklarheit über eigene Bedürfnisse, Wünsche und Ziele

Insgesamt herrscht in diesen ungesunden Verbindungen auf Dauer eine Passivität in Hinblick auf eigene Erwartungen und Bedürfnisse. Der eigene Wunsch nach Nähe und Geborgenheit wird zurückgestellt. Oft auch die persönlichen Begabungen, Talente sowie individuelle Ziele und die Forderung nach einer gemeinsamen Beziehungsgestaltung auf Augenhöhe.

Weil dafür kein Raum ist, wird die Freude über den anderen und über die Gefühle für den anderen nicht so zum Ausdruck gebracht, wie es eigentlich empfunden wird. Denn spürbar ist, dass der andere diese auf tieferer Ebene nicht erhalten will und tatsächlich nicht (aus-)halten kann, sodass Abwehr und Ablehnung entstehen.

Durch die beschriebenen Verhaltensweisen macht man sich selbst nicht nur unattraktiv, sondern entwertet und entwürdigt sich auch selbst. Diese Mechanismen können im Laufe der Zeit selbstzerstörerisch sein und in Selbstwertverlust und Depressionen führen.

Phase 3: On und Off verhindert echte Intimität

Sobald der Kontakt wiederhergestellt ist, können erneut eine große Anziehungskraft und Vertrautheit, Gefühle der Verliebtheit bis hin zu Liebe empfunden werden, die in dem Moment auch für beide real spürbar sind. Bis sich einer wieder auf die ein oder andere Weise abrupt entzieht.

Derjenige, der vermehrt die Verbindung kappt, bestimmt als alleiniger über Nähe und Distanz in der Verbindung. Eine echte Begegnung und dauerhaft erfüllende Beziehung werden so unmöglich.
Die Beziehung kann nicht auf die nächste Stufe gehoben werden, weil kein echtes Gefühl tiefer Zuneigung, keine echte Nähe, Verbundenheit und Geborgenheit zugelassen werden und wachsen können.

Denn diese entwickeln sich durch Beständigkeit und dadurch, dass sich beide aufeinander verlassen und vertrauen können. Erst wenn die ehrliche Zuwendung des anderen auch über Jahre hinweg erfahren wird, entsteht gemeinsames verantwortungsvolles Handeln und so wird es erst möglich mit Achtsamkeit, Ehrlichkeit und Verständnis füreinander durchs Leben zu gehen.


Das Beschriebene On und Off gleicht einer emotionalen Achterbahnfahrt, die für beide erschöpfend ist, instabil und nie wirklich satt macht. Intensive Momente von Nähe und Verbundenheit wechseln sich ab mit Gefühlen von Einsamkeit und Ängsten.

Hilflosigkeit und Ohnmachtsgefühle

Männer und Frauen fühlen sich dem Rückzug des anderen früher oder später ohnmächtig und hilflos ausgeliefert. Sie werden immer wieder emotional frustriert, hängen in der Luft und der Alltag ist davon bestimmt, zwanghaft an den anderen und die Beziehung zu denken. Ständig zu grübeln, was die Ursachen des Rückzugs sein könnten, was sie bloß falsch gemacht haben, wann er/sie sich wieder melden wird und wie sie die Nähe wiederherstellen können.

Nicht nur Frauen, auch Männer beginnen dann beim anderen nachzubohren, anzuklagen oder zu jammern und wollen verständlicherweise, dass sich der andere endlich festlegt. Tut er dies zeitweilig, beginnt das Szenario wieder von vorne. Es ist ein unbewusstes Spiel von Macht- und Kontrolle, das beide Beziehungspartner auslaugt.

Die emotionale Achterbahnfahrt wird mit Liebe verwechselt

Doch dieses Auf und Ab wird bei vielen Menschen mit Liebe verwechselt. Und gerade die tiefen gemeinsamen Momente und Erfahrungen können Suchtcharakter annehmen und verleiten zu der Hoffnung und einem vermeintlichen Sicherheitsgefühl, dass die Verbundenheit doch eigentlich da ist und dass es jetzt anders wird.

Es wird jedoch nicht anders und die Entscheidung, sich endlich final zu der Beziehung zu bekennen oder mehr einzubringen, wird immer wieder in die Zukunft verschoben.

Phase 4: Es gibt kein Happy End

Die Beziehung wird immer wieder beendet, weil sich einer in der unterlegenen Position fühlt, energetisch ausgelaugt ist oder nicht mehr hinterlaufen und Abweisungen, Verletzungen nicht mehr zulassen will und die Kontrolle über das eigene Leben wieder übernimmt.

Der Beziehungsabbruch demütigt und verletzt den Zurückgelassenen und ist damit verbunden, dass nun der Verlassene auf sich selbst zurückgeworfen ist. Dies kann wiederum dann bei diesem zum emotionalen Kontroll- und Machtverlust führen. Und nicht selten beginnt dann der andere um die Beziehung zu kämpfen, sodass sich die Rollen tauschen. 

Mehr zu den verschiedenen Szenarien siehe auch die Spirale der Kränkung und Verletzung in Partnerschaften.

In diesen toxischen Beziehungen gibt es kein Happy End. Denn der Hintergrund sind Bindungsangst, die auf tieferer Ebene mit Verlustangst zusammenhängt, die eine verbindliche Beziehung auf Augenhöhe verhindern. Echte Lebenskraft und Lebendigkeit in der Partnerschaft zu halten, sind hier auf Dauer nicht möglich.

Es hilft die Hauptursachen zu erkennen und zu verstehen. Durch diesen Heilprozess werden harmonische, liebevolle und dauerhafte Beziehungen möglich. Denn Freude, Liebesfähigkeit und Zufriedenheit können in sich selbst und in Beziehungen erst durch tiefes Verstehen und Annehmen der eigenen Geschichte und damit verbundener Gefühle und Bedürfnisse sowie Mitgefühl mit sich selbst und anderen entstehen.

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